Europa ringt um Unabhängigkeit – doch alte Abhängigkeiten kleben wie Öl
Die EU will sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine von Moskaus Energie lösen – doch selbst hochrangige EU-Diplomaten sprechen inzwischen offen aus, was viele Regierungen seit Monaten hinter verschlossenen Türen zugeben: Ein vollständiger Ausstieg aus russischen Brennstoffen bleibt „auf absehbare Zeit unrealistisch“¹. Trotz Sanktionen, Boykottaufrufen und milliardenschweren Energiepaketen fließt russische Energie weiter nach Europa – nur leiser, versteckter und teurer. Während die EU-Kommission betont, dass die Abhängigkeit „massiv reduziert“ wurde², warnen Branchenexperten, dass LNG-Umwege über Drittstaaten die Statistik schönen und die Realität verschleiern³. Im Klartext: Europa kauft weniger direkt, aber Russland verdient weiter. Die Folgen davon sind wirtschaftlich brisant – politisch sogar explosiv.
Gas-Umwege, neue Abhängigkeiten und teure Illusionen
Dass Russland weiterhin Geld aus Europa bekommt, liegt nicht nur am Gasdurst einiger Mitgliedsländer – sondern am globalen Markt selbst. Ein beträchtlicher Teil des russischen Flüssiggases landet über Zwischenhändler in europäischen Häfen⁴. Der Weg ist länger, der Preis höher, aber die Moleküle bleiben dieselben. Brüssel versucht gegenzusteuern, doch selbst der prestigeträchtige REPowerEU-Plan warnt davor, dass ein vollständiger Ersatz „jahrelange Investitionen“ erfordert⁵. Gleichzeitig schlagen Energieanalysten Alarm: Je stärker Europa auf LNG aus Katar, den USA und Nigeria setzt, desto größer wird die geopolitische Abhängigkeit von neuen Partnern – und desto anfälliger bleiben die Preise für globale Schocks³. Diese neue Realität schmeckt vielen Regierungschefs gar nicht. Doch wegdiskutieren lässt sie sich nicht.
Industrie am Limit – Energiepreise als Wirtschaftskiller
Der Versuch, russische Energie zu ersetzen, trifft vor allem die europäische Industrie. Energieintensive Branchen wie Chemie, Metall und Glas klagen über Kosten, die „dauerhaft nicht wettbewerbsfähig“ seien⁴. Manche Werke drosseln, andere schließen – und wieder andere wandern ab, vor allem in die USA. Die EU-Kommission verweist zwar auf milliardenschwere Hilfspakete und den Ausbau erneuerbarer Energien², doch Experten warnen: Das entlastet zwar langfristig, ändert aber wenig an der gegenwärtigen Kostenlawine⁵. Die harte Wahrheit: Während Europa ideologisch auf Distanz zu Russland geht, kämpft die Industrie ums Überleben. Und jede weitere Preisexplosion bringt neue Standorte ins Wanken.
Politische Sprengkraft – und ein unbequemer Realitätscheck
Offiziell spricht kaum jemand laut aus, was die Daten längst beweisen: Selbst im dritten Kriegsjahr bleibt Europa in Teilen abhängig von russischer Energie¹. Politiker versprechen Unabhängigkeit, doch viele Lieferverträge haben lange Laufzeiten, und neue Infrastruktur entsteht nicht über Nacht. Dazu kommt der politische Sprengstoff: In osteuropäischen Staaten wächst die Angst, dass soziale Spannungen explodieren könnten, wenn Energiepreise erneut steigen. Gleichzeitig warnen Diplomaten, dass allzu harte Maßnahmen die europäische Einheit gefährden würden². Das Ergebnis: Die EU steckt in einer energiepolitischen Zwickmühle – gefangen zwischen moralischem Anspruch, wirtschaftlicher Realität und geopolitischem Druck. Und in diesem Dreieck wird ein radikaler Cut von Russland vorerst nur eines bleiben: ein Schlagwort.
Quellenverzeichnis:
- ¹ Reuters – *EU cannot fully replace Russian energy* | 2024
„EU officials concede full independence from Russian energy remains unrealistic.“
https://www.reuters.com - ² BBC News – *Europe slashes reliance on Russian gas but challenges remain* | 2024
„EU has significantly reduced its dependency, yet structural reliance persists.“
https://www.bbc.com - ³ Politico EU – *Europe’s hidden reliance on Russian LNG* | 2024
„Large volumes of Russian liquefied natural gas still reach European markets via intermediaries.“
https://www.politico.eu - ⁴ The Guardian – *European industry faces energy price shock* | 2024
„High energy costs push European manufacturing to the brink.“
https://www.theguardian.com - ⁵ EU-Kommission – *REPowerEU Plan* | 2024
„Achieving full diversification away from Russian energy requires sustained investment over several years.“
https://energy.ec.europa.eu
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