David gegen Goliath – Bahnbrechendes Schufa Urteil

Endlich Hoffnung für viele Bürger der BRD?

David gegen Goliath - Bahnbrechendes Schufa Urteil

Bonitätsauskunft

Euronetwork: „Herr Manoussos, am 1. November 2011 wurde die Schufa Holding AG auf Ihre Klage hin vom Landgericht Berlin dazu verurteilt, die Details der Berechnung der Kreditausfallwahrscheinlichkeit, bzw. des Scoring-Verfahrens, offenzulegen (LG Berlin, Urteil vom 1. November 2011 – 6 O 479/10). Warum kam es zu dieser Klage?“

Andreas Manoussos: „Die Schufa gab zwei unterschiedliche Bonitätsauskünfte für ein und die gleiche Person für zwei unterschiedliche Banken an. Für die eine Bank ein hervorragender Score, für die andere eine der schlechtesten Auskünfte überhaupt, ohne dass ein Negativmerkmal eingetragen war.“

Euronetwork: „Warum konnte man das nicht im Vorfeld klären? Warum musste es erst zu einer langwierigen und teuren Klage kommen?“

Andreas Manoussos: „Das müssen Sie die Schufa fragen! Alle unsere Anfragen wurden völlig abwegig beantwortet, völlig nach dem Motto: „Aber die Wiese ist doch grün! Der Himmel ist doch blau! Die Wolken sind doch weiß!“ Für uns bedeutete das übersetzt: „Wir machen was wir wollen. Das geht Dich gar nichts an, wie wir Deine Bonität bewerten.“ Einsichtiges, oder gar entgegenkommendes Verhalten seitens der Schufa gab es nicht. Schon am Servicetelefon wurde abgewimmelt, schriftlich aber war es der Höhepunkt. Dieses Verhalten der Schufa ist Wirtschaftsberatern aus ihrem Arbeitsalltag bestens bekannt, sowie allen Betroffenen. Unsere Verärgerung über soviel einseitige Willkür war unbeschreiblich, zumal aus unserem Arbeitsalltag solches Verhalten der Schufa in der Tat Alltag ist. Als Wirtschaftsberater können und wollen wir solche Willkür nicht durchgehen lassen!“

Euronetwork: „Ja, ein großer Teil der Bevölkerung ist tatsächlich davon betroffen. Im Internet gibt es haufenweise Foren, die sich mit diesen Verärgerungen der Bürger seitens der Schufa beschäftigen. Gab es denn keine Urteile vor diesem Urteil?“

Andreas Manoussos: „Nein. Auch wir mussten uns wundern, dass es weder einer natürlichen Person, noch einer juristischen Person in der rund 90-jährigen Schufa Ära gelang diesen unerträglichen Missstand zu beseitigen.“

Euronetwork: „Was war das Besondere an diesem Urteil?“

Andreas Manoussos: „Die Schufa ist nun gezwungen, jedem, der wissen möchte, wie sein Score zustande kam/kommt, eben dieses offen zu legen. Nun ist es erstmals möglich sich gegen diese unglaubliche Willkür zu wehren. Ist man mit einer Scorewertberechnung in seinem Scorewert nicht einverstanden, kann man nun erstmals dagegen wirksam vorgehen. Das Macht- und Willkürmonopol – so sehen wir es – ist endgültig gebrochen!“

Euronetwork: „Was ist Ihrer Meinung nach falsch an den Schufa Scorewerten?“

Andreas Manoussos: „Alles! Da stimmt unserer Meinung nach rein gar nichts! Wie kann meine Bonität für eine Bank gut, für die andere schlecht sein, ohne Negativeinträge? Das ist doch Unfug im Quadrat!“

Euronetwork: „Was ist Ihrer Meinung nach der eigentliche Skandal?“

Andreas Manoussos: „Die Schufa rühmt sich auf ihrer Webseite Auskünfte über die Bonität einer natürlichen, oder auch einer juristischen Person, zu erteilen, interessiert sich aber nicht die Bohne für deren Einkommen. Einer Aussage über die „Bonität“ jedweder Person liegen ausnahmslos und immer auch die Einkünfte dieser Person zu Grunde! Ich spreche hier nicht über die Kreditausfallwahrscheinlichkeit, sondern über die Bonität!!!“

Euronetwork: „Ist das denn nicht das Selbe?“

Andreas Manoussos: „Mitnichten! Wo kämen wir denn da hin?! Bonität ist einkommensabhängig, egal Wer Was aus welchem (vielleicht gekauften) Grund dazu aussagt! Andererseits, finden Sie es nicht sonderbar, dass Facebookaktivitäten einer Person die Kreditausfallwahrscheinlichkeit eben dieser Person maßgeblich beeinflussen soll?“

Euronetwork: „Das erschien uns kriminell…“

Andreas Manoussos: „Das erschien der ganzen Bevölkerung höchst kriminell und die Medien reagierten ja auch massiv! Völlig zu recht! Was passiert denn da? Die Schufa vergibt einen Auftrag an ein „renommiertes“ Institut, dieser wird dann zum „Forschungsauftrag“ befördert, und für Geld gibt es dann von dem Institut wahrscheinlich auch gleich die fertige Rechtfertigung als juristischen Aufsatz gleich mitgeliefert. Die PR wird dann „wissenschaftlich“ getarnt, damit alle glauben, die Scoreberechnungsverarsche wäre wissenschaftlich fundiert und wirtschaftlich notwendig. Je mehr Blendgranaten, desto besser. Im Falle Facebook ging die Sache zwar daneben, aber es gibt ja noch Twitter, Google+, und viele viele Ideen mehr fürs Geld der zahlenden Schufakunden, die diesen Humbug zum Teil kritiklos hinnehmen, zumal der Zinssatz bonitätsabhängig ist, und somit oft lukrativ sein kann. Wir werden ja sehen, was da noch kommt.“

Euronetwork: „Die Schufa ging dann nach Ihrem erstinstanzlich erwirkten Urteil in Berufung…“

Andreas Manoussos: „Da sehen Sie, wie sicher sich die Schufa ihrer Sache war. Schließlich gibt es ja genug Schufa freundliche Urteile. Aber für die Schufa kam es anders als erwartet. Am 21.08.2012 zog die Schufa nach ca. 1,5-stündiger Verhandlung vor dem 7. Senat des Kammergerichts Berlin ihre Berufung zurück. Der Senat machte deutlich, dass die Berufung keinerlei Aussicht auf Erfolg hätte und lehnte abschließend auch die Möglichkeit der Revision seitens der Schufa ab. Somit wurde das erstinstanzliche Schufa Urteil vom 1. November 2011 – 6 O 479/10 rechtskräftig. Die streitgegenständlichen Scorewerte wiesen hohe Diskrepanzen auf. Den Richtern waren diese Diskrepanzen offensichtlich unverständlich. Sie erkannten wohl, dass Diese seitens der Schufa nicht im Sinne einer Auskunftspflicht nach dem Datenschutzgesetz ausreichend und nachvollziehbar erklärt werden konnten. Die Vertreter der Schufa hingegen trugen vor, nicht zu wissen, wie eine solche Auskunft denn überhaupt aussehen könnte, „denn statistische Zahlen beruhten ihrer Meinung nach auf Tatsachen und ihr Zustandekommen zu erklären wäre schlecht möglich“. Dem Senat ging es aber weniger um das spezifische Problem der Schufa, wie sie auf individuellem Gesuch hin künftig das Zustandekommen der Scorewerte plausibel erklärt – sie muss es einfach! -, sondern um das im Gesetz verankerte schutzwürdige Recht des Klägers gegen falsch zustande gekommene Scorewerte Rechtsmittel einzulegen zu können. Der Vorsitzende des 7. Senats betonte ganz zu Anfang des Prozesses, dass Schufa freundlichen Urteilen anderer Gerichte in dieser Berufungsverhandlung keinesfalls Beachtung geschenkt werden könne.“

Euronetwork: „Das hört sich so an, als wären die Richter verärgert gewesen?“

Andreas Manoussos: „Das schien so – ja. Als sie, auch aus dem erstinstanzlichen Urteil und auch dem ganzen Schriftverkehr vor der Verhandlung grob verstanden, wie die Schufa Menschen beurteilt, bzw. wie diese Beurteilungskriterien zustande kommen, waren sie, so deuten wir das, böse verärgert und setzten dem Vertreter der Schufa ganz schön zu. „

Euronetwork: „Können Sie uns einen tieferen Einblick in diese bedeutende Verhandlung geben, denn die Presse war ja nicht anwesend, obwohl es anscheinend um einen für die deutsche Wirtschaft äußerst bedeutenden Prozess ging.“

Andreas Manoussos: „Galileo hatte sich angemeldet, kam letztendlich doch nicht. Schaut man sich die Nachrichten in den Medien an, wird auffallend viel unbedeutendes Zeug ausgiebig berichtet und diskutiert. Die Dinge, die für unsere Wirtschaft wirklich entscheidend sind, wie z.B. der wesentliche, einer jeden Existenz sichernden Kreditvergabeentscheidung zugrunde liegende Kern in diesem Staate, wurden von den Medien völlig ignoriert. Im hier beschriebenen Fall gab es ohne ersichtlichen Grund unterschiedliche Scores für unterschiedliche Banken. Während der Score für ein Kreditkarteninstitut hervorragend war, war der Score für SMAVA, einem alternativen Kreditinstitut, absolut schlecht. Die Richter fragten zu recht, wie denn für ein Kreditinstitut der Score gut und für das andere schlecht sein könne, ohne dass Negativmerkmale eingetragen wären. Die Vertreter der Schufa argumentierten mit „fehlender Kredithistorie“ und statistischen Werten. Sie behaupteten einfach, SMAVA wäre ein spezielles, alternatives Kreditinstitut, zu dem Menschen hingingen, die ohnehin anderswo schlechte Kreditaussichten hätten. Daher wäre die Kreditausfallwahrscheinlichkeit bei solchen alternativen Kreditinstituten ohnehin höher. Das wäre ähnlich wie z.B. bei den KFZ-Haftpflichtversicherungen. Für verschiedene Fahrzeugtypen und verschiedenen Städten gäbe es unterschiedliche Risikobewertungen, welche sich letztendlich in den unterschiedlichen Beiträgen auswirken würden.“

Euronetwork: „Ist es denn nicht so?“

Andreas Manoussos:“ Dieses an allen Ecken und Enden hinkende Argument kann so nicht im Raum stehen bleiben. Wenn jemand auf die Idee kommen würde bei seiner Kfz-Haftpflichtversicherung eben genau dieses Zustandekommen seines Beitrages zu erfragen, ist es vorstellbar, dass eine Versicherung, oder der Gesamtverband der Versicherungsindustrie, oder auch die deutsche Aktuarsvereinigung ihm diese Auskunft erteilen würde, wobei es sich bei einer Kfz-Haftpflichtversicherung um eine Dienstleistung handelt und ein Gegenwert erbracht wird – nämlich Versicherungsschutz! Er könnte dann jederzeit Rechtsmittel einlegen und das anfechten, womit er eben nicht einverstanden ist. Die Schufa hingegen verkauft die Daten einer Person direkt an Dritte. Dreistellige Millionenhöhen werden mit diesem sehr lukrativen Geschäftsmodell jährlich umgesetzt, wobei die Person, deren Daten gehandelt werden, selbst als Mittel zum Geschäftszweck direkt zwar keine Dienstleistung wie bei einer Versicherung erfährt, aber die Auskunftserteilung sich auf diese Person unmittelbar auswirkt. Die Schufa selbst kam nicht auf die Idee das Zustandekommen eines Scorewertes nach dem Gesetz und ggf. rechtsfolgewirksam offenzulegen.“

Euronetwork: „Ist es denn nicht so, dass bei Smava Menschen mit schlechteren Bonitäten Kreditanfragen stellen?“

Andreas Manoussos: „Der Kunde begehrt einen Kredit, Anleger begehren Zinsen. Kaum ein Haushalt, der nicht Geldanlage und Kredit gleichzeitig hat. Verständlich, dass sich außerhalb von Banken eine ernsthafte Kreditvergabekonkurrenz in Form von alternativen Kreditinstituten etabliert. Ist es denn aus Seiten der Kreditausfallwahrscheinlichkeit nicht völlig egal, wo sich jemand Geld leiht? Die Bonität eines Kreditbegehrenden ändert sich doch nicht durch die Auswahl des Kreditanbieters! Der Artikel 14 der EMRK verbietet die Diskriminierung jedweder Art und ist Teil des deutschen Grundgesetzes. Entzieht sich der Schufa relevante Teil der deutschen Bankenlandschaft durch das Instrument Schufa und den Basler Kreditvergabekriterien bewusst der freien Kreditmärkte und baut sich stattdessen kartellwidrig sein eigenes kreditvergabegesteuertes Kreditmachtmonopol auf?

Euronetwork: „Das leuchtet ein.“

Andreas Manoussos: „Dann hier noch etwas zusätzliche Leuchtkraft: Zu bankalternativen Kreditinstituten wie z.B. SMAVA und Auxmoney könnte man sich, im Falle dass sie nicht zu den Schufa Aktionären gehören sollten, auch folgende Frage stellen: Wäre es denkbar, dass die Scorewerte absichtlich manipuliert werden, um bankalternativen Kreditinstituten das Geschäft zu Gunsten der Schufaaktien haltenden Banken zu verschlechtern? Für Banken, so wurde in der Verhandlung klar, sind ja die Scorewerte von Hause aus besser, als für die alternative Konkurrenz, deren Klientel sein Geld ja genau dort zinsintensiv investiert, zum Leidwesen der Schufaaktien haltenden Banken. Wie kann der Gedanke über mögliche betrügerische Manipulation abgetan werden, wenn nicht durch Offenlegung des Zustandekommens des Schufa Scores? Genau das hat einer der Richter explizit angesprochen.“

Euronetwork: „Die Schufa macht im Internet Aussagen, über ihre sehr genauen Bonitätsauskünfte – das scheint wohl eher nicht zu stimmen?“

Andreas Manoussos: „Zum Zeitpunkt des Eintritts des durch die Schufa erzeugten streitgegenständlichen Problems war die SMAVA ein ganz frisches Startup Unternehmen. Es konnte keine nennenswerte Kredithistorie dazu geben, und auch keine seriösen und verlässlichen Daten über Kreditausfälle bei SMAVA, was den schlechteren SMAVA Score gemäß den Ausführungen des Schufaanwaltes hätte begründen können. Meiner Meinung nach nur abwegige Phrasen der abwegigen Phrasen Willen seitens der Schufa.“

Euronetwork: „Da war doch noch die Sache mit den Kreditkarten…“

Andreas Manoussos: „Vollkommen unverständlich für die Richter auch, dass die Schufa zeitweilig den Umstand Scorewert reduzierend gewertet hatte, dass zwei verschiedene goldene Kreditkarten beantragt wurden. Gerade die Gewährung gleich zweier goldener Kreditkarten ist doch ein Zeichen der ausgebenden Kreditinstitute für eine gute Bonität. Die Notwendigkeit zwei Gold Kreditkarten zweier verschiedener Kreditkarteninstitute (hier Visa Gold und American Express Gold) zu beantragen resultiert für Vielreisende zwangsläufig aus dem heterogenen Akzeptanzstellenangebot – ein Umstand, der gerade der Bankenwelt bestens bekannt ist. Je nach Land und Gegend wird mal die AMEX akzeptiert, oder die Visa oder die Mastercard. Bei einigen Geschäftskonten führender Geschäftsbanken sind Mastercard Gold und Visa Gold bei der Kontoeröffnung und im monatlichen Preis fürs Geschäftskonto inbegriffen – man drängt Geschäftsleuten Kreditkarten förmlich auf. Andererseits wird der Bargeldverker immer weiter reduziert. Die Nord-LB z.B. hat keinen Bargeldverkehr mehr. Plastikgeld, am besten mit eingebautem Versicherungsschutz, ist die Zukunft und oft auch die Gegenwart. Nirgendwo weist eine Kreditkarten verkaufende Bank ihr Klientel auf die zeitweilige Negativauswirkungen auf die diversen Schufa Scores hin, ohne das Negativmerkmale vorliegen, und nirgendwo wird auf die paradoxe Argumentation der Schufa im Falle eines künftigen Rechtstreits über deutlich auffallende und nicht hinzunehmende Diskrepanzen der Scorewerte, wie im aktuellen Fall, hingewiesen. „Verbraucherschutz“ ganz im Sinne der Schufa!“

Euronetwork: „Gibt es noch weitere Gründe die SMAVA zu diskriminieren?“

Andreas Manoussos: „Während der Verhandlung wurden die Fragen der Richter immer konkreter, und man sah es ihnen an, die schweißtreibende sture abwegige Argumentationen der Vertreter der Schufa war auch für sie offenbar nervtötend. Wir fragten uns, was kann der Grund sein, dass in solch einer aussichtslosen Situation die Schufa es so nötig hat ihre – eigentlich sehr guten – Anwälte sich um Kopf und Kragen reden zu lassen. Wir glauben im Google einen wagen Hinweis darauf gefunden zu haben.“

Euronetwork: „Und der wäre?“

Andreas Manoussos: „Die Hauptaktionärin der Schufa war/ist laut einem Google-Suchergebnis mit 12% die Citibank (Targobank), eine Bank, die in fast allen uns aus unserer Schuldnerberatungstätigkeit (www.schuldnerberatung-magdeburg.de) bekannten Fällen nicht gerade preiswerte Kredite zu bis zu 15% Zinsen an Arbeitnehmer verkauft, in vielen Fällen mit sinnfreien Rentenversicherungen und Unfallversicherungen gekoppelt.“

Euronetwork: „OHA! Das scheint böse zu sein…! Was muss man noch wissen?“

Andreas Manoussos: „Es ist vielleicht nicht von Relevanz, ob die Schufa gemeldete Daten Ihrer Partner über Kreditbegehrende auf ihre Richtigkeit überprüfen muss, aber es ist von erheblicher Relevanz zu wissen, dass sie es nicht tut! Während die Vertreter der Schufa in dieser 1,5-stündigen Berufungsverhandlung die Richter immer und immer wieder von der Richtigkeit ihrer Daten zu überzeugen versuchten, indem sie ihre Behauptungen über die statistischen Faktoren, die für die Scorewert Algorithmen verantwortlich sein sollen, unermüdlich verbal als Tatsachen manifestierten, fragten wir uns, wie viele Prozesse in Deutschland gerade an dieser durchtriebenen Hartnäckigkeit der Schufa und ihrer Anwälte (Geld spielt keine Rolle, lasset uns beklagt werden, was das Zeug hergibt, denn wir können enorm viel abschreiben!) gescheitert sind. Auszug aus der Wikipedia zur Schufa: „Im Jahre 2009 belief sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auf 1,9 Millionen Euro bei einem Umsatz von knapp 108 Millionen Euro.“ Als Wirtschaftsberater sehe ich dieses Zahlenverhältnis als äußerst merkwürdig an. Auf dem ersten Blick scheint es meine Vermutung zu bekräftigen. Was für einen enormen Aufwand mussten wir treiben, und welche der aller höchsten juristischen Kapazitäten mussten wir engagieren, um als erste und nach fast 90-jähriger Schufa Ära, das mindeste aller Rechte zugestanden zu bekommen. Kein Wunder, dass vielleicht Millionen von ähnlich Betroffenen in mehreren Generationen es nicht geschafft haben überhaupt eine Auskunft zu erhalten, die einen wirksamen Widerspruch gegen falsche Scorewertberechnungen überhaupt erst hätte ermöglichen können. Elementarer Datenschutz – in Deutschland bisher mit Füßen getreten, und alle Verantwortlichen schauten weg!“

Euronetwork: „In der Tat, hunderte Fälle von Falscheinträgen haben unsere überaus fähigen Anwälte bereits erfolgreich vor diversen deutschen Gerichten zu Gunsten der Mandanten verhandelt. Auch sehr viele Negativeintragungen, ob berechtigt oder nicht, sind nun mal nicht mit dem Budesdatenschutzgesetz vereinbar und müssen aus den Schufadaten der Betroffenen gelöscht werden! Der Schluss liegt nahe, dass Datenschutzverletzungen, bzw. grundsätzlich falsche Scorewert Berechnungen en mass seitens der Schufa vorliegen – wahrscheinlich millionenfach -, auch wenn die Schufa und ihre Anwälte nicht müde werden immer und immer wieder auf die „wissenschaftliche“ Richtigkeit ihrer statistischen Auswertungen (Scores) hinzuweisen. Ihr Schufa Urteil zur Offenlegung der Scorewerte – ein Meilenstein, der Geschichte schreiben wird?“

Andreas Manoussos: „Wir wollen es hoffen, obwohl selbst die Wikipedia sich wehrt dies anzuerkennen und unter „Schufa“ einzutragen. Meine entsprechende Eintragung als Autor wurde wohl von den höheren Wikipedia Schufa Autoren zensiert und bisher nicht zugelassen. Selbst die Wikipedia Eintragung über das erstinstanzliche Urteil wurde auf weniger als das Wesentliche reduziert! Das ist mehr als bedenklich!“

Euronetwork: „Das ist wirklich sehr bedenklich!“

Andreas Manoussos: „Die Verhandlung beschränkte sich auf das Thema „Zustandekommen der Kreditausfallwahrscheinlichkeitsberechnung“. Wir haben verstanden, dass Daten vieler anderer Menschen auf eine Person willkürlich projiziert werden. Die Einzelperson hat eigentlich überhaupt gar keinen Einfluss auf diese Bewertung. Das ähnelt dem indischen Kastensystem. Dort hat auch keiner selbst Einfluss darauf, in welcher Kaste er geboren wird und muss danach leben. Das Thema Bonität wurde nicht besprochen. Unsere Frage: Wie kann die Schufa Auskünfte über die Bonität anderer Menschen und auch unzähliger juristischer Personen machen, wenn sie deren Einkommensverhältnisse nicht kennt? Ab jetzt kann jeder Bürger, dem sein Scorewert nicht geheuer ist, und dem dessen Zustandekommen sich aus seiner Schufa Selbstauskunft nicht erschließt, endlich erfahren, wie dieser zustande kam und dem widersprechen, oder ggf. wirksame Mittel einlegen.“ Infos und Hilfe gibt es auf www.auskunfteien-hilfe.de

Euronetwork: „Gibt es Ihrer Meinung nach noch weitere Gründe, warum man Auskunfteien beaufsichtigen sollte“?

Andreas Manoussos: „Machen Sie Witze? Ratingagenturen (das sind auch Auskunfteien – Scoring und Rating ist eigentlich dasselbe) richten doch in dieser Finanzkrise ganze Staaten zu Grunde! Neuer Sport: Private Scorer / Rater richten mal eben einen Staat oder eine Firma zu Grunde… Selbst der Bundesregierung hat ihr letztes Abwertungsrating gar nicht gepasst! Wer scort oder ratet denn diese selbst ernannten privaten Götter der Finanzallmacht? Als Reaktion auf das kollektive Versagen der Ratingagenturen vor und während der Finanzkrise schreibt die Europäische Union vor, diese künftig zu beaufsichtigen. Ziel der Verordnung ist es, „ein hohes Maß an Verbraucher- und Anlegerschutz zu gewährleisten, indem für Ratings gemeinsame Qualitätsanforderungen festgelegt werden“. Dazu muss man aber erst wissen, wie ein Score zustande kommt. Das haben wir als Erste mit diesem bedeutenden Urteil geschafft. Jetzt kann endlich gehandelt werden! Was die EU erst noch künftig erledigen möchte, haben wir bereits im Alleingang geschafft! Aber nun wird es erst recht spannend, denn nun werden wir schrittweise und sicherlich auch öffentlichkeitswirksam anhand konkreter Fälle erfahren, welches Unfugpotential in den Schufa Score Algorithmen steckt. Ich denke da beispielsweise an der Scorewertverschlechterung aufgrund der Einholung mehrerer Kreditangebote, oder aufgrund der Geodaten. Mal schauen, ob die „Wissenschaftler“, die noch bis vor Kurzem dieses beklagenswerte Schufa Scoring, in einigen Fällen wahrscheinlich im Auftrag der Schufa, befürworteten, und diese, unserer Meinung nach kranke, Pseudowissenschaft stützten, künftig noch daran festhalten möchten, und ob die in der Vergangenheit Schufa freundlichen Richter künftig keine schlechten Gewissen bezüglich ihrer abwegigen Urteile bekommen.“

Euronetwork: „Vielen herzlichen Dank für Ihre persönlichen Eindrücke und Ihre ganz persönliche Meinung über eins der wohl wichtigsten Urteile für den deutschen Mittelstand und die Arbeitnehmer in einer Zeit, in der es, wohl auch durch die Basler Kreditvergaberichtlinien bedingt, immer schwieriger wird preiswerte Darlehen zu erhalten, wenn sie benötigt werden, und in der wir alle es uns nicht leisten können zuzulassen, dass Scoring- und Ratingagenturen im Blendgranatennebel undurchsichtig mögliche Willkür walten lassen.“

www.euronetwork.de
www.schuldnerberatung-magdeburg.de

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