Vermögensverwaltung in Zeiten niedriger Zinsen

Anleger sollten die Gesamtkosten im Auge behalten

Bisher mussten Vermögensverwalter und Banken die tatsächlichen Gesamtkosten ihrer Vermögensverwaltungsmandate gegenüber ihren Kunden nicht offenlegen. Doch mit der MIFID2-Richtlinie, die im Januar 2018 in Kraft getreten ist, sind Banken und Vermögensverwalter in der Pflicht, ihre Kunden bis spätestens Ende des Jahres über die entsprechenden Gesamtkosten ihrer Mandate zu informieren.

Die sogenannte All-In-Fee, beziehungsweise der vereinbarte Pauschalpreis zwischen Kunde und Bank, geben keine Auskunft über die tatsächlichen Gesamtkosten der Vermögensverwaltung. Vermögensverwalter, die neben Einzelaktien und Einzelanleihen, auch Fonds und weitere Bankprodukte in ihren Mandaten einsetzen, sorgen hierdurch für weit höhere Gesamtkosten, als dies der vereinbarte Pauschalpreis vermuten lässt.

Das reale Beispiel einer Grossbank, die als Kerngeschäft die Vermögensverwaltung betreibt, zeigt welche Gesamtkosten durch den Einsatz von Fonds, Zertifikaten und alternativen Anlagen entstehen. In unserem Fall liegt der Pauschalpreis für eine, durch die Bank ausgeübte Vermögensverwaltung bei 1,50% pro Jahr. Es handelt sich um ein standardisiertes Vermögensverwaltungsmandat mit konservativer Ausrichtung. Die Anlagesumme beträgt eine Million Euro. Die Aktienquote liegt bei 25%. Die beinhalteten Anlageklassen werden durch Fonds, strukturierte Produkte, ETF´s und Einzeltitel abgedeckt.

Was der Pauschalpreis nicht abdeckt:

Nicht im Pauschalpreis beinhaltet sind die Kosten für Devisentransaktionen, die innerhalb der Vermögensverwaltung anfallen. In unserem Beispiel wären dies 0,20% pro Jahr, die auf den Pauschalpreis anzurechnen sind. Für die eingesetzten Fonds und weiteren Anlageprodukte fallen zusätzlich 1,16% pro Jahr an Kosten an. Berechnet anhand der Total Expense Ratio der eingesetzten Fonds und anhand der beinhalteten Kosten von strukturierten Produkten.

Die Gesamtkosten liegen somit bei 2,86% pro Jahr. Diese Kosten am Kapitalmarkt zu erwirtschaften ist bei Mandaten mit konservativer Ausrichtung und in Zeiten niedriger Zinsen nur schwer möglich. Die effektiven Renditen für sichere Anleihen liegen derzeit zwischen minus 0,5% und plus 1,25% pro Jahr, je nach Laufzeit und Bonität des gewählten Emittenten. Ein konservatives Anlegerdepot besteht zum Grossteil aus Anleihen mit guter Bonität.

Die ausgewiesene Renditeerwartung des Mandates liegt in unserem Beispiel bei 2,20% pro Jahr brutto. Abzüglich der aufgeführten Kosten ist demnach mit einer jährlichen Rendite in Höhe von minus 0,66% pro Jahr zu rechnen.

Ein guter Vermögensverwalter ist dazu in der Lage, auch ohne teure Fonds und andere kostentragenden Produkte auszukommen. Hier lohnt ein Vergleich der Anbieter. Als Anleger sollte man darauf achten, dass bestenfalls keine Zusatzprodukte zum Einsatz kommen und das Portfolio ausschliesslich aus Direktanlagen besteht. Somit kann der Anleger sicher sein, dass keine „versteckten“ Kosten anfallen, die letztendlich die Nettorendite des Anlegers schmälern.

Björn Heissenberger ist zertifizierter Finanzanalyst und Inhaber der Heissenberger Vermögensverwaltung AG mit Sitz in Zürich ( www.h-vv.ch).

Zuvor arbeitete Björn Heissenberger elf Jahre lang im Rang eines Vizedirektors bei einer Schweizer Grossbank im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft. Hier war er zuständig für die Betreuung vermögender Privatkunden mit Sitz in Deutschland.

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